Wie alles begann - "Tilby, das Gruselwesen"
Eigentlich hat mich das Schreiben von Kurzgeschichten schon immer
interessiert. Die meiste Zeit schlummerte dieses Verlangen jedoch vor
sich hin. Nur gelegentlich wurde es geweckt und brachte eine
Geschichte zum Vorschein.
Das erste Mal betätigte ich mich wissentlich als "Schriftsteller" in der 5. Klasse, also im Alter von elf Jahren. In der Schule gab es diverse Arbeitsgemeinschaften (AG's), in denen die Schüler an einem bestimmten Projekt arbeiteten. Die einen reinigten den Gartenteich des Direktors, andere versuchten aus Holz ihre erste Hasch-Pfeife zu schnitzen. Äußerst beliebt war die 'AG Modellieren mit Ton', in der die immer wieder gern genommenen Muttertags-Aschenbecher in großen Stückzahlen entstanden.
Ich jedenfalls hatte mich in der AG 'Ich schreibe mein eigenes Buch' angemeldet. Keine Sorge. Den Aschenbecher hat meine Mutter das Jahr darauf bekommen.
Da saß ich nun in diesem Klassenzimmer und es offenbarte sich sogleich das größte Problem eines Autors: Mangelnde Kreativität ! Nicht, daß es mir grundsätzlich daran fehlte, aber die Krux war, daß sich die Kreativität leider nicht an meinen Stundenplan hielt. Sie war da, als wir ein Nachbarkind bei Hochwasser auf einem Floß ausgesetzt hatten, oder als das durch einen Fußball zerstörte Fenster vertuscht werden mußte. (Diese Mission wiederholte sich übrigens in unregelmäßigen Abständen.) Doch der AG blieb sie fern. Trotzdem ist termingerecht das legendäre Werk 'Tilby, das Gruselwesen' entstanden. Zur gleichen Zeit ist übrigens der "Geers-Verlag" entstanden, in dem das Buch erschienen ist. Was man als 11jähriger nicht alles macht.
Aber was für ein Titel, oder ? Natürlich kann ich mich fast gar nicht mehr an die Entstehung von Tilby erinnern. Zum Glück ist aber das einzige Exemplar noch erhalten und soll an dieser Stelle analysiert werden.
Aufwendig gestaltet wirkt das Cover des Buches. Als Buchdeckel
wurde ein ELBA-Schnellhefter Nr. 20551 auf DIN A5-Größe
zugeschnitten. Die Seiten werden durch eine Heftlasche zusammen
gehalten. Erschreckend real erhebt sich der Protagonist Tilby über
dem Titel des Buches, als ob er sagen will: "Da steh' ich
drüber !"
Passend zum Thema ist das Buch und die Deckelbeschriftung in grüner Tinte handschriftlich geschrieben. In der Mitte erscheint zum ersten Mal der legendäre 'Geers-Verlag'.
Wenden wir uns aber nun der inhaltlichen Analyse zu. Der Autor versteht es von Beginn an seinen Leser zu fesseln. So endet das Vorwort mit dem Satz:
>>Das Gruselwesen Tilby lebt in einer Legende. Oder...?<<
Faszinierend.
Im folgenden Inhaltsverzeichnis offenbart sich ein oft genutztes Klischee. Kapitel 1 trägt den Titel 'Der neue Gärtner wird erwartet'. Sehr verdächtig !! Wie detailverliebt und ausführlich der Autor die Szene beschreibt, soll anhand einer Textstelle am Ende des ersten Kapitels deutlich gemacht werden:
>>Plötzlich klingelt es. "Ich mache auf", ruft Mr. Roy, "Das wird der Gärtner sein." Es ist auch der Gärtner. Der Tag geht schnell um und alle gehen schlafen.<<
Im zweiten Kapitel ist eine Illustration abgebildet. Eine hochwertige Zeichnung von einem unbekannten Künstler (wahrscheinlich vom Autor selbst). Die Szene zeigt den Moment, als Mr. Roy beim Toilettengang das erste Mal Tilby trifft. Es war übrigens der letzte Gang auf die Schüssel, denn Tilby hat den guten Mr. Roy abgemurkst.
>>Er läuft zurück aufs Zimmer. Dummerweise läßt er seine Zimmertür offen.<<
Ja, das war wirklich dumm. Aber noch lange nicht so dumm wie die Tatsache, dass Mr. Ken sich von Tilby mit einem Messer erstechen läßt, obwohl er eine Kanone in der Hand hat. Aber verfangen wir uns nicht zu sehr in Details.
Konzentrieren wir uns lieber auf das große Finale. Wer hat Mr. Roy und Mr. Ken um die Ecke gebracht ? Oder anders formuliert: Wer ist Tilby ? Natürlich werden zur Auflösung des Falls alle ins große Esszimmer gebeten. Und dann die Überraschung: Der Mörder ist nicht der Gärtner ! Das war selbst als 11jähriger zu durchschaubar. Dafür war es aber ein Mann, der erst fast am Ende der Geschichte das erste Mal im Buch vorkommt. Der große Unbekannte, Mr. X. Und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, verlieben sich der Detektiv und Mrs. Roy (die Frau von dem Typen, der nachdem er sein Wasser abgeschlagen hatte, von Tilby ins Jenseits befördert wurde) und heiraten.
Das erste Mal betätigte ich mich wissentlich als "Schriftsteller" in der 5. Klasse, also im Alter von elf Jahren. In der Schule gab es diverse Arbeitsgemeinschaften (AG's), in denen die Schüler an einem bestimmten Projekt arbeiteten. Die einen reinigten den Gartenteich des Direktors, andere versuchten aus Holz ihre erste Hasch-Pfeife zu schnitzen. Äußerst beliebt war die 'AG Modellieren mit Ton', in der die immer wieder gern genommenen Muttertags-Aschenbecher in großen Stückzahlen entstanden.
Ich jedenfalls hatte mich in der AG 'Ich schreibe mein eigenes Buch' angemeldet. Keine Sorge. Den Aschenbecher hat meine Mutter das Jahr darauf bekommen.
Da saß ich nun in diesem Klassenzimmer und es offenbarte sich sogleich das größte Problem eines Autors: Mangelnde Kreativität ! Nicht, daß es mir grundsätzlich daran fehlte, aber die Krux war, daß sich die Kreativität leider nicht an meinen Stundenplan hielt. Sie war da, als wir ein Nachbarkind bei Hochwasser auf einem Floß ausgesetzt hatten, oder als das durch einen Fußball zerstörte Fenster vertuscht werden mußte. (Diese Mission wiederholte sich übrigens in unregelmäßigen Abständen.) Doch der AG blieb sie fern. Trotzdem ist termingerecht das legendäre Werk 'Tilby, das Gruselwesen' entstanden. Zur gleichen Zeit ist übrigens der "Geers-Verlag" entstanden, in dem das Buch erschienen ist. Was man als 11jähriger nicht alles macht.
Aber was für ein Titel, oder ? Natürlich kann ich mich fast gar nicht mehr an die Entstehung von Tilby erinnern. Zum Glück ist aber das einzige Exemplar noch erhalten und soll an dieser Stelle analysiert werden.
Passend zum Thema ist das Buch und die Deckelbeschriftung in grüner Tinte handschriftlich geschrieben. In der Mitte erscheint zum ersten Mal der legendäre 'Geers-Verlag'.
Wenden wir uns aber nun der inhaltlichen Analyse zu. Der Autor versteht es von Beginn an seinen Leser zu fesseln. So endet das Vorwort mit dem Satz:
>>Das Gruselwesen Tilby lebt in einer Legende. Oder...?<<
Faszinierend.
Im folgenden Inhaltsverzeichnis offenbart sich ein oft genutztes Klischee. Kapitel 1 trägt den Titel 'Der neue Gärtner wird erwartet'. Sehr verdächtig !! Wie detailverliebt und ausführlich der Autor die Szene beschreibt, soll anhand einer Textstelle am Ende des ersten Kapitels deutlich gemacht werden:
>>Plötzlich klingelt es. "Ich mache auf", ruft Mr. Roy, "Das wird der Gärtner sein." Es ist auch der Gärtner. Der Tag geht schnell um und alle gehen schlafen.<<
Im zweiten Kapitel ist eine Illustration abgebildet. Eine hochwertige Zeichnung von einem unbekannten Künstler (wahrscheinlich vom Autor selbst). Die Szene zeigt den Moment, als Mr. Roy beim Toilettengang das erste Mal Tilby trifft. Es war übrigens der letzte Gang auf die Schüssel, denn Tilby hat den guten Mr. Roy abgemurkst.
Im Kapitel 4 lernen wir, daß Tilby nicht nur ein Gruselwesen
ist, sondern auch Visitenkarten hat, die der neue Gärtner
findet. Auf den Karten steht geschrieben:
>> Tilby, das Gruselwesen. Ich komme wieder!<<
Damit schafft der Autor einen Spannungsbogen, der sich bis zum
Ende des Buches hält.
Kapitel 6 unterstellt einem der Hausbewohner, Mr. Ken, einige
Dummheit, um nicht zu sagen Idiotie. Auch er wird in der Nacht von
Tilby gejagt. Hier wieder der Originaltext:>>Er läuft zurück aufs Zimmer. Dummerweise läßt er seine Zimmertür offen.<<
Ja, das war wirklich dumm. Aber noch lange nicht so dumm wie die Tatsache, dass Mr. Ken sich von Tilby mit einem Messer erstechen läßt, obwohl er eine Kanone in der Hand hat. Aber verfangen wir uns nicht zu sehr in Details.
Konzentrieren wir uns lieber auf das große Finale. Wer hat Mr. Roy und Mr. Ken um die Ecke gebracht ? Oder anders formuliert: Wer ist Tilby ? Natürlich werden zur Auflösung des Falls alle ins große Esszimmer gebeten. Und dann die Überraschung: Der Mörder ist nicht der Gärtner ! Das war selbst als 11jähriger zu durchschaubar. Dafür war es aber ein Mann, der erst fast am Ende der Geschichte das erste Mal im Buch vorkommt. Der große Unbekannte, Mr. X. Und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, verlieben sich der Detektiv und Mrs. Roy (die Frau von dem Typen, der nachdem er sein Wasser abgeschlagen hatte, von Tilby ins Jenseits befördert wurde) und heiraten.
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